Samstag, 16. Oktober 2021

Warum ich mich besonders auf den 1. April 2022 freue?

An diesem Tag wird die US-amerikanische Volkszählung von 1950, 1950 United States Census, veröffentlicht! 

Was können wir von diesen Unterlagen erwarten und welche Forschungsmöglichkeiten haben wir bis dahin?

Das Nationalarchiv (The National Archives) veröffentlicht die Ergebnisse der Volkszählung, die in den USA seit 1790 alle zehn Jahre stattfindet, jeweils 72 Jahre nach ihrer Erstellung. Weil der Tag der Zählung im Jahr 1950 der 1. April war, werden die Unterlagen von 1950 am selben Tag im Jahr 2022 der Öffentlichkeit zugängig gemacht. 

Im Jahr 2012 wurden die Ergebnisse der Volkszählung von 1940 freigegeben und umgehend online veröffentlicht, jedoch vorerst ohne Index, ohne Suchmöglichkeit. Mithilfe zahlreicher Freiwilliger waren die ca. 132 Millionen Einwohner der USA innerhalb von vier Monaten mittels Index zu finden. Bis 1950 stieg die Einwohnerzahl der USA auf ca. 150 Millionen. Wie lange die Indexierung dauert, hängt also stark davon ab, wie viele Freiwillige ihre Zeit dafür opfern.

Welche Forschungsmöglichkeiten haben wir bis dahin?

Einige Quellen habe ich schon in älteren Beiträgen aufgelistet. Doch es gibt mehr:

Aufzeichnungen von Schulen
Schul-Unterlagen wie die Registrierung, Jahrbücher oder Klassenbücher können interessante Informationen bereithalten. Unter anderem kann man das Geburtsdatum des Schülers, Wohnort, Namen der Eltern bzw. des Erziehungsberechtigten finden.


Volkszählung des Staates
Neben den landesweiten Zählungen, haben auch einige Staaten Volkszählungen durchgeführt wie etwa Florida und South Dakota im Jahr 1945. Einige der Informationen die erfragt wurden sind: Namen aller Personen die gemeinsam in einem Haushalt leben und deren Geschlecht, Geburtsdatum, höchste abgeschlossene Ausbildung, Beruf, Geburtsort der Eltern, abgeleisteter Militärdienst, Mädchenname der Gattin, Jahr der Eheschließung, Rasse, Religionszugehörigkeit, u.a.


Einwohnerlisten von Bezirken und Städten
Auch manche Bezirke (County) und Städte haben, teilweise sogar jährliche, Einwohnerlisten erstellen lassen. Um zu klären ob von einem bestimmten Bezirk bzw. einer bestimmten Stadt ein Einwohnerverzeichnis vorliegt, wendet man sich am besten an folgende lokale Organisationen:

genealogical society (genealogische Gesellschaft)

historical society (historische Gesellschaft) oder

public library history department (historische Abteilung der öffentlichen Bibliothek)


Städtische Adressbücher
Städtische Adressbücher wurden oft jährlich erstellt, viele Forscher unterschätzen jedoch diese Quelle. Doch es lohnt sich, denn manche Städte veröffentlichten neben den Namen und Adressen der Einwohner auch ihren Beruf, ihren Arbeitsplatz und das Sterbedatum kürzlich Verstorbener.


Das Leben in dem Jahrzehnt vor der Volkszählung 1950
Der 2. Weltkrieg und seine Nachwirkungen dominierten in den 1940ern das Leben in den Vereinigten Staaten. Obwohl der 2. Weltkrieg bereits 1939 begann, nahmen die USA erst ab Dezember 1941 an dem Konflikt teil. Über 16.000.000 Frauen und Männer aus den Vereinigten Staaten kämpften im Krieg, mehr als 400.000 gaben ihr Leben.

Technologien und Innovationen, die dieses Jahrzehnt und auch den Krieg prägten, waren Düsentriebwerke, der Einsatz von Hubschraubern und die Atombombe. Nach Kriegsende 1945 sehnten sich die Soldaten nach Liebe, nach der Rückkehr in den Alltag und zur Familie, was den Weg zum großen Babyboom ebnete!

Mittwoch, 16. Juni 2021

Favoriten, der 10. Bezirk von Wien

 Ab 1731 waren meine Vorfahren der Familie Jungherr im Waldviertel ansässig. In den 1890er-Jahren beschloss mein Urgroßvater sein Glück im 130 km entfernten Wien zu finden. Welche Gründe ihn dazu bewogen haben, kann ich heute nur raten.

Favoriten, der 10. Wiener Gemeindebezirk, ist heute mit rund 200.000 Einwohnern der bevölkerungsreichste der Stadt.

Der Bezirk umfasste 1869 nur rund 22.000 Einwohner. Durch den enormen Zustrom von Arbeitern (vorwiegend in der Ziegelindustrie) in das Bezirksgebiet bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs versiebenfachte sich die Bezirksbevölkerung bis 1910 auf rund 159.000 Einwohner. Danach konnte der Bezirk seine Bevölkerungszahl bis in die 30er Jahre nahezu halten, ehe die Einwohnerzahl um den Zweiten Weltkrieg und in den 40er Jahren deutlich sank. Im Gegensatz zu vielen Innenstadtbezirken stieg die Bevölkerungszahlen in den 50er und 60er Jahren wieder deutlich an, da im Bezirksgebiet zahlreiche Flächen für Neubauten vorhanden waren, um den gesteigerten Wohnraumbedarf zu befriedigen. Ab den 70er Jahren begann die Bevölkerungszahl zu stagnieren, seit 2001 ist die Zahl der Einwohner jedoch wieder deutlich gestiegen.

Meine Vorfahren wohnten in der Laxenburger Straße. 1377 erstmals urkundlich erwähnt verband sie das Schloss Favorita, Namensgeberin des Bezirks und heutige Privatschule Theresianum, mit dem Schloss Laxenburg in Niederösterreich. Bis heute ist die Laxenburger Straße eine der wichtigsten Süd-Einfahrten von Wien.

Die größte Kirche im 10. Bezirk ist die Antonskirche, wo 1932 meine Großeltern heirateten. Die Antonskirche wurde 1902 in Anwesenheit des Erzbischofs und des Kaisers geweiht. Der Kirchenbau war notwendig geworden, nachdem sich Ende des 19. Jahrhunderts die Bezirksbevölkerung enorm vergrößert hatte, es jedoch nur eine Kirche, die Keplerkirche, gab. Der riesige Backsteinbau im romanisch-byzantinischen Stil errichtet, ist dem Heiligen Antonius von Padua geweiht. Hier wird die größte Antonius-Reliquie Wiens aufbewahrt: ein 6 cm langes Rippenstück.

Die Hochzeitskirche meiner Ur-Großeltern ist die römisch-katholische Pfarrkirche St. Johann der Evangelist in Favoriten. Sie ist dem Apostel und Evangelisten Johannes geweiht und wird auch Keplerkirche genannt, weil sie am Keplerplatz steht. 1876 eingeweiht war sie der erste Kirchenbau in Favoriten und blieb für rund 25 Jahre die einzige Kirche im Bezirk. Durch ringsum einschlagende Bomben wurde die Kirche, erbaut im Stil der Neorenaissance, im Zweiten Weltkrieg 1944/1945 stark beschädigt. In den folgenden Jahren erfolgte die Renovierung. Im Zuge des U-Bahn-Baus in den 1970er Jahren wurde der Park um die Kirche neu gestaltet.

Auch meine Großeltern mütterlicherseits haben hier geheiratet.