Mittwoch, 16. Juni 2021

Favoriten, der 10. Bezirk von Wien

 Ab 1731 waren meine Vorfahren der Familie Jungherr im Waldviertel ansässig. In den 1890er-Jahren beschloss mein Urgroßvater sein Glück im 130 km entfernten Wien zu finden. Welche Gründe ihn dazu bewogen haben, kann ich heute nur raten.

Favoriten, der 10. Wiener Gemeindebezirk, ist heute mit rund 200.000 Einwohnern der bevölkerungsreichste der Stadt.

Der Bezirk umfasste 1869 nur rund 22.000 Einwohner. Durch den enormen Zustrom von Arbeitern (vorwiegend in der Ziegelindustrie) in das Bezirksgebiet bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs versiebenfachte sich die Bezirksbevölkerung bis 1910 auf rund 159.000 Einwohner. Danach konnte der Bezirk seine Bevölkerungszahl bis in die 30er Jahre nahezu halten, ehe die Einwohnerzahl um den Zweiten Weltkrieg und in den 40er Jahren deutlich sank. Im Gegensatz zu vielen Innenstadtbezirken stieg die Bevölkerungszahlen in den 50er und 60er Jahren wieder deutlich an, da im Bezirksgebiet zahlreiche Flächen für Neubauten vorhanden waren, um den gesteigerten Wohnraumbedarf zu befriedigen. Ab den 70er Jahren begann die Bevölkerungszahl zu stagnieren, seit 2001 ist die Zahl der Einwohner jedoch wieder deutlich gestiegen.

Meine Vorfahren wohnten in der Laxenburger Straße. 1377 erstmals urkundlich erwähnt verband sie das Schloss Favorita, Namensgeberin des Bezirks und heutige Privatschule Theresianum, mit dem Schloss Laxenburg in Niederösterreich. Bis heute ist die Laxenburger Straße eine der wichtigsten Süd-Einfahrten von Wien.

Die größte Kirche im 10. Bezirk ist die Antonskirche, wo 1932 meine Großeltern heirateten. Die Antonskirche wurde 1902 in Anwesenheit des Erzbischofs und des Kaisers geweiht. Der Kirchenbau war notwendig geworden, nachdem sich Ende des 19. Jahrhunderts die Bezirksbevölkerung enorm vergrößert hatte, es jedoch nur eine Kirche, die Keplerkirche, gab. Der riesige Backsteinbau im romanisch-byzantinischen Stil errichtet, ist dem Heiligen Antonius von Padua geweiht. Hier wird die größte Antonius-Reliquie Wiens aufbewahrt: ein 6 cm langes Rippenstück.

Die Hochzeitskirche meiner Ur-Großeltern ist die römisch-katholische Pfarrkirche St. Johann der Evangelist in Favoriten. Sie ist dem Apostel und Evangelisten Johannes geweiht und wird auch Keplerkirche genannt, weil sie am Keplerplatz steht. 1876 eingeweiht war sie der erste Kirchenbau in Favoriten und blieb für rund 25 Jahre die einzige Kirche im Bezirk. Durch ringsum einschlagende Bomben wurde die Kirche, erbaut im Stil der Neorenaissance, im Zweiten Weltkrieg 1944/1945 stark beschädigt. In den folgenden Jahren erfolgte die Renovierung. Im Zuge des U-Bahn-Baus in den 1970er Jahren wurde der Park um die Kirche neu gestaltet.

Auch meine Großeltern mütterlicherseits haben hier geheiratet.

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